(Artikel vom 02.10.2023) In Schulen ist die Autorität der Lehrer essenziell für einen reibungslosen Unterricht. Doch was können sie tun, wenn Schüler sich nicht für Bruchrechnung, Grammatik oder Römisches Reich begeistern, sondern lieber am Handy spielen oder mit dem Sitznachbarn plaudern? Welche disziplinarischen Maßnahmen es für welche Vergehen gibt, ist klar geregelt. Anlässlich des Weltlehrertages am 5. Oktober haben sich die ARAG Experten einmal angeschaut, was an deutschen Schulen gilt.
Dürfen Lehrer ihren Schülern alles vorschreiben?
In der Schule gelten wie in allen Bildungseinrichtungen Regeln, und an diese haben sich sowohl Schüler als auch Lehrer zu halten. Es gilt die jeweilige Schulordnung und darüber hinaus sind die Lehrer weisungsbefugt; das heißt, die Schüler haben dem zu folgen, was von ihren Lehrern vorgegeben wird. Umgekehrt können Lehrkräfte diese Weisungen nicht willkürlich beschließen, sondern auch sie haben sich nach den Schulgesetzen des jeweiligen Landes sowie dem Kultusministerium zu richten. Darunter fällt laut ARAG Experten nicht nur der Unterrichtsinhalt, sondern auch die Anwendung von erzieherischen Maßnahmen und Sanktionen.
Dürfen Lehrer Handys wegnehmen?
Das Schulgesetz unterscheidet bei den zu ergreifenden Mitteln verschiedene Größenordnungen von Sanktionen. So können Lehrer, wenn ein Schüler beispielsweise den Unterricht stört, sich Anweisungen oder Verboten widersetzt, keine Hausaufgaben erledigt oder konsequent zu spät kommt, eigenverantwortlich Ermahnungen aussprechen, Klassenbucheinträge vornehmen, Gespräche mit den Eltern suchen oder vorübergehend Gegenstände einziehen, die in direktem Zusammenhang mit der Störung stehen. Hier geht es in den meisten Fällen um Smartphones und Smartwatches, die entgegen eines Verbots in der Stunde genutzt werden. Selbstredend muss das Gerät direkt nach dem Unterricht wieder ausgehändigt werden und darf nicht als Strafe entzogen werden. Die ARAG Experten weisen in diesem Zusammenhang auf den Datenschutz hin, der auch für Minderjährige gilt: Der Lehrer darf keinen Einblick in das Handy nehmen, um etwa nachzuprüfen, was der Schüler gerade mit dem Gerät getan hat. Auch für das Klassenbuch ist der Datenschutz zu beachten; es gilt als Dokument oder Akte und darf nicht frei zugänglich für andere aufbewahrt werden.
Dürfen Lehrer Nachsitzen verlangen?
Ein Sonderfall ist das sogenannte Nachsitzen: Dieses fällt zwar unter erzieherische Maßnahmen, darf aber nicht einfach als Strafe angeordnet werden. Vielmehr soll es darum gehen, dass Unterrichtsstoff nachgeholt werden muss, weil zuvor Säumnisse durch unentschuldigtes Fehlen oder Ablenkung in der Schulstunde entstanden sind. Auch die Ausgestaltung ist in den Bundesländern klar geregelt. Die ARAG Experten weisen darauf hin, dass bei dieser Sanktion zuvor die Eltern oder Erziehungsberechtigten informiert werden müssen.
Wie viel Hausaufgaben dürfen Lehrer geben?
Die Schulgesetze und die jeweiligen Landesverordnungen regeln die Menge der Hausaufgaben ganz klar je nach Klassenstufe. So ist in der ersten und zweiten Klasse eine Hausaufgabenzeit von maximal 30 Minuten erlaubt. In der dritten und vierten Klasse sind es schon 45 Minuten, in der 5. Klasse dürfen es 60 Minuten Bearbeitungszeit sein. Die ARAG Experten weisen zudem darauf hin, dass Lehrer in der Regel keine Hausaufgaben über das Wochenende, die Ferien oder Feiertage aufgeben sollen.
Dürfen Lehrer Schüler vom Unterricht ausschließen?
Weitreichender als Sanktionen, die Lehrer im Rahmen des Schulgesetzes umsetzen dürfen, sind die sogenannten Ordnungsmaßnahmen. Diese kommen allerdings auch erst bei entsprechend größeren oder regelmäßigen Verstößen zum Tragen. Darunter fallen häufig das sogenannte Schwänzen, inzwischen aber durchaus auch Waffen- oder Drogenbesitz sowie verbale oder körperliche Gewalt gegen Mitschüler oder Lehrer. Ordnungsmaßnahmen liegen hierbei nicht mehr im Ermessen des einzelnen Lehrers, sondern müssen über die entsprechenden Gremien der Schule entschieden werden. Und auch diese können nicht willkürlich vorgehen, sondern müssen den empfohlenen Maßnahmen der Schulgesetze folgen oder bei tatsächlichen Vergehen oder Straftaten, wie beispielsweise oben genannt, höhere Instanzen einschalten. Typische Ordnungsmaßnahmen sind laut ARAG Experten das Versetzen in eine andere Klasse, die vorübergehende Suspendierung oder im schlimmeren Fall der komplette Schulausschluss.
Wie dürfen Lehrer mit Schülern im sozialen Netz sprechen?
Eine bundeseinheitliche, rechtliche Regelung über die Nutzung von sozialen Medien an Schulen gibt es nicht. Ganz unproblematisch ist sie aber dennoch nicht. Ob und wie über soziale Medien zwischen Lehrern und Schülern kommuniziert werden darf, ist in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt. Die ARAG Experten weisen allerdings darauf hin, dass Lehrer - unabhängig welchen offiziellen Handlungsspielraum sie in der digitalen Kommunikation haben - aus dienstrechtlichen Bestimmungen einer erhöhten Sorgfaltspflicht unterliegen. Sind soziale Medien im schulischen Kontext erlaubt, gilt es, verantwortungsvoll und sensibel damit umzugehen.
Wer oder was unterstützt Lehrer bei ihrer Arbeit?
Ohrfeigen oder Schlagstöcke auf Kinderhände kommt niemandem mehr in den Sinn, Gewalt kann aber durchaus auch auf andere Art verübt werden, sei es durch Worte, Gesten oder andere Taten. Dazu zählen unter anderem Anschreien, Beleidigungen oder auch Ignorieren. ARAG Experten verweisen hierbei auf das Persönlichkeitsrecht von Schülern, das nicht anders gehandhabt wird als bei Erwachsenen. Insgesamt wird die psychische Gesundheit von Schülern immer mehr in den Mittelpunkt gerückt: So gibt es aktuell ein Präventionsprogramm von Seiten der Bundesregierung, das Schülern erleichtern soll, bei seelischen Problemen um Hilfe zu bitten. Unter diesen leiden allerdings auch immer mehr Lehrer, und so reagieren die Bundesministerien auf zunehmenden Krankenstand und steigenden Lehrermangel: AGIL (Arbeit und Gesundheit im Lehrerberuf) ist ein wissenschaftlich evaluiertes Training, das die Gesundheit von Pädagogen gezielt fördert und für mehr Resilienz sorgen soll.
Die ARAG ist das größte Familienunternehmen in der deutschen Assekuranz und versteht sich als vielseitiger Qualitätsversicherer. Sie ist der weltweit größte Rechtsschutzversicherer. Aktiv in insgesamt 19 Ländern - inklusive den USA, Kanada und Australien - nimmt die ARAG über ihre internationalen Niederlassungen, Gesellschaften und Beteiligungen in vielen internationalen Märkten mit ihren Rechtsschutzversicherungen und Rechtsdienstleistungen eine führende Position ein. Ihren Kunden in Deutschland bietet die ARAG neben ihrem Schwerpunkt im Rechtsschutzgeschäft auch eigene einzigartige, bedarfsorientierte Produkte und Services in den Bereichen Komposit und Gesundheit. Mit mehr als 4.700 Mitarbeitenden erwirtschaftet der Konzern ein Umsatz- und Beitragsvolumen von über 2,2 Milliarden Euro.
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