(Artikel vom 01.02.2023) Je nach Art der Chemotherapie leiden bis zu zwei Drittel der Patientinnen und Patienten unter einer schweren Entzündung der Mundschleimhaut - das schränkt nicht nur ihre Lebensqualität stark ein, sondern gefährdet auch das Fortsetzen der Krebstherapie.
Krebs ist eine belastende Diagnose. Viele Entscheidungen sind zu treffen. „Dennoch sollten Krebspatientinnen und -patienten auch an einen Termin in ihrer Zahnarztpraxis denken“, rät Dr. Romy Ermler, Vorstandsvorsitzende der Initiative proDente e.V. und Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) zum Weltkrebstag. „Denn wer die Krebstherapie mit gesunden Zähnen und Zahnfleisch beginnt, leidet weniger unter Nebenwirkungen. Auch eine besonders gute Mundhygiene ist in dieser Zeit wichtig, um Zähne und Zahnfleisch langfristig zu schützen.“
Krebsbehandlung kann auch Schleimhäute schädigen
Eine Krebsbehandlung wie Chemotherapie oder Bestrahlung zielt auf Zellen im Körper ab, die sich schnell teilen. Dabei tötet und schwächt sie nicht nur Krebszellen, sondern auch gesunde, sich schnell teilende Zellen wie die der Haarwurzeln und der Schleimhäute. Als Folge können die Haare ausfallen und sich die Schleimhäute entzünden. Ist die Schleimhaut in Mund und Rachen von der Entzündung betroffen, sprechen Fachleute von einer Mucositis.
Entzündung der Mundschleimhaut sehr belastend
Wie stark die Entzündung ausgeprägt ist, hängt von der Art, Dosis und Dauer der Krebsbehandlung ab. Auch das Alter und der Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten haben einen Einfluss. Die Mucositis kann für die Betroffenen sehr schmerzhaft und belastend sein. Essen, Trinken und Sprechen fallen schwer. Im schlimmsten Fall kann die Entzündung der Mundschleimhaut sogar dazu führen, dass die Krebsbehandlung unterbrochen werden muss. Eine Mucositis kann somit nicht nur die Lebensqualität stark einschränken, sondern auch die Therapie der Krebserkrankung gefährden.
Mit gesunden Zähnen und Mund Krebstherapie beginnen
Sofern es möglich ist, gehört ein Besuch bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt zur Vorbereitung auf die Krebstherapie dazu. Betroffene sollten über ihre Diagnose und die geplante Behandlung informieren. So kann die Zahnärztin oder der Zahnarzt gezielt beraten, bei Bedarf behandeln und mit weiteren Ärzten wie Onkologen eng zusammenarbeiten. Denn vor Beginn der Krebstherapie sollten Zähne und Zahnfleisch möglichst gesund und anstehende Zahnbehandlungen abgeschlossen sein.
Zur Pflege der Mundschleimhaut in der Zahnarztpraxis gehört:
- Zahnstein entfernen, Zahnfleischtaschen reinigen,
- Karies behandeln, stark geschädigte Zähne ziehen,
- scharfe Kanten an Zähnen und Prothesen glätten,
- Prothesen auf Druckstellen prüfen,
- fluoridhaltige Lacke oder Gele zum Schutz vor Karies auftragen.
Besonders gute Mundhygiene während Krebstherapie
Während der Krebsbehandlung können Zahnfleisch und Mundschleimhaut sehr empfindlich sein. Reizungen, wunde Stellen oder gar Entzündungen sind sehr schmerzhaft. Die tägliche Mundhygiene ist dann unangenehm. Auch wenn es schwerfällt: Patientinnen und Patienten sollten dennoch gerade während der Krebsbehandlung besonders gut auf ihre Mundhygiene achten. So beugen sie Nebenwirkungen der Therapie wie Entzündungen oder Mundtrockenheit vor und erhalten ihre Zähne langfristig.
Zur täglichen Mundhygiene gehört:
- Zähneputzen nach jeder Mahlzeit und vor dem Schlafen,
- weiche Zahnbürste (monatlich wechseln) und milde, fluoridhaltige Zahnpasta verwenden,
- Zahnzwischenräume vorsichtig mit Zahnseide oder Bürstchen reinigen,
- jedoch: Wurden Zahnzwischenräume bisher nicht gereinigt, sollte vor Tumorbehandlung nicht damit angefangen werden (Gefahr von Zahnfleischblutungen),
- 4- bis 6-mal Mundspülungen für 1 Minute mit 15 ml Wasser oder isotonischer Kochsalzlösung, dann 30 Min. auf Essen und Trinken verzichten.
Zudem ist es ratsam, die Mundschleimhaut täglich auf Veränderungen zu untersuchen, über Auffälligkeiten ein Protokoll zu führen und diese mit der Zahnärztin oder dem Zahnarzt zu besprechen. Auf alles, was die Mundschleimhaut reizen könnte, sollte besser verzichtet werden. Hierzu zählen: Rauchen und Alkohol; scharfe, säurehaltige, sehr heiße Speisen und Getränke sowie scharfkantige, trockene oder bröselige Speisen; Prothesen nur kurz tragen. Kommt es während der Chemotherapie zu häufigem Erbrechen, den Mund danach gut ausspülen. Magensäure kann sonst Zähne und Zahnfleisch angreifen. Nach dem Ende der Krebsbehandlung sollten Patientinnen und Patienten nochmals ihre Zahnärztin oder ihren Zahnarzt aufsuchen, um kontrollieren zu lassen, ob alles in Ordnung ist. Zu empfehlen ist die zahnärztliche Kontrolle nach der Krebsbehandlung über mindestens fünf Jahre.
Für den Inhalt des Artikels ist allein der verantwortlich. Pressewelle.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.