(Artikel vom 03.12.2024) Ob festsitzender Zahnersatz wie Krone und Brücke oder herausnehmbarer Zahnersatz wie Prothesen: Zahntechnikerinnen und Zahntechniker fertigen Zahnersatz nach den Vorgaben aus der Zahnarztpraxis in vielen präzisen Schritten. Denn jeder Zahnersatz ist genau wie die natürlichen Zähne ein Unikat. Durch den engen Kontakt zwischen Zahnärztin und Zahntechniker wird jeder Schritt - von der Planung, über den Abdruck, die Herstellung bis zur Eingliederung des Zahnersatzes - schnell abgestimmt.
Die Zähne sind stark geschädigt - Zahnersatz ist notwendig. In einem ausführlichen Gespräch erläutert die Zahnärztin oder der Zahnarzt, welche Arten der Versorgung mit Zahnersatz möglich sind. Falls Fragen zu den verwendeten Materialien bestehen, können sich Patientinnen und Patienten bei dem zahntechnischen Labor über die Materialien des Zahnersatzes informieren. Ist die Entscheidung über die Art des Zahnersatzes getroffen, muss die gesetzliche Krankenkasse für ihren Zuschuss zum Zahnersatz den Heil- und Kostenplan mit den hier hinterlegten Kosten bewilligen. Dann bereitet die Zahnärztin oder der Zahnarzt die Zähne auf die Versorgung mit Zahnersatz vor und nimmt einen Abdruck beider Kiefer. Die Abdrücke bilden das Gebiss genau ab. Damit das Kauen und Sprechen mit dem Zahnersatz später problemlos funktioniert, wird auch die Lage von Ober- und Unterkiefer zueinander registriert. Die Therapieplanung einschließlich der ermittelten Zahnfarbe, der Bissregistrierung und der Abdrücke sendet die Zahnarztpraxis in ein zahntechnisches Labor. Neben der klassischen Abformung können heutzutage moderne Intraoralscanner ein präzises 3D-Bild von Zähnen und Kiefern erstellen. Diese Daten sendet die Zahnarztpraxis digital an das zahntechnische Labor. Sie sind die Basis für die Anfertigung von Zahnersatz vor allem mittels computergestützter Design- und Fertigungssysteme.
Zahnersatz muss exakt passen
Treffen die Abdrücke der klassischen Abformung im zahntechnischen Meisterlabor ein, werden sie mit einer speziellen Masse aus Gips oder Kunststoff ausgegossen. So entstehen Modelle der beiden Kiefer. Diese Modelle werden nochmals im sogenannten Kau-Funktions-Artikulator geprüft. Das ist ein Gerät, das die Kaubewegung simuliert. So kann die Zahntechnikerin oder der Zahntechniker erkennen, wie der Zahnersatz gestaltet werden muss, damit er sich problemlos in das Gebiss einfügt. Oftmals werden die Gipsabdrücke zusätzlich gescannt und dann weiterverarbeitet. Wichtig ist, dass Zahnersatz exakt passt. Schlecht sitzender Zahnersatz und eine falsche Funktion können zu Beschwerden an Zähnen und Zahnfleisch wie Schmerzen beim Kauen und Sprechen führen. Zudem können dadurch langfristig Schäden an den natürlichen Zähnen und am Zahnersatz entstehen.
Individuell für jeden Patienten
„Schritt für Schritt stellen Zahntechnikerinnen und Zahntechniker den Zahnersatz individuell für die Patientin oder den Patienten her“, erklärt Zahntechnikermeister Dominik Kruchen, Präsident des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI). „Dabei sind neben den anatomischen Kenntnissen handwerkliche Fähigkeiten und Kompetenzen in moderner Technologie gefragt.“ Für alle Anwendungsbereiche der Zahntechnik entwickelt und liefert die deutsche Dental-Industrie hochwertige Produkte. Dabei gelten sowohl für die deutsche Dental-Industrie als auch für die Herstellung des fertigen Zahnersatzes die hohen Sicherheits- und damit auch Qualitätsanforderungen der europäischen Medizinprodukteverordnung. Form und Funktion des fertigen Zahnersatzes überprüft die Zahntechnikerin oder der Zahntechniker erneut im Kau-Funktions-Artikulator. Funktioniert alles einwandfrei, schickt das Dentallabor den Zahnersatz in die Zahnarztpraxis. Die Zahnärztin oder der Zahnarzt kontrolliert Passung, Funktion und Ästhetik des Zahnersatzes abschließend im Mund der Patientin oder des Patienten und gliedert diesen ein. Ein perfekter Zahnersatz kann das Lebensgefühl von Patienten entscheidend verbessern.
3D-Druck in der Zahnmedizin
Auch der 3D-Druck ist inzwischen in der Zahnmedizin angekommen. Er ist eine sogenannte additive Fertigungstechnik. Additiv bedeutet: Ein Drucker trägt anhand von digitalen Daten Schicht für Schicht Materialien exakt auf und verbindet sie, bis er ein dreidimensionales Objekt gefertigt hat. Der Datensatz stammt entweder aus dem Intraoralscanner oder der Zahnarzt bzw. die Zahntechnikerin hat das herzustellende Produkt zuvor mit einer speziellen Software (CAD/CAM) konstruiert. Zahnärztliches und zahntechnisches Fachwissen sind also trotz Computerfertigung unerlässlich. Der 3D-Druck ist in der Zahnmedizin seit einigen Jahren bereits bei der digitalen Herstellung von Hilfsmitteln wie z.B. Kiefermodellen, chirurgischen Schablonen oder Abformlöffeln im Einsatz. Auch Aufbissschienen, Bleachingschienen, Provisorien und Prothesen stellt der 3D-Drucker her. Additiv gefertigte Kronen haben sich in Studien bewährt und sind inzwischen ebenfalls per 3D-Druck verfügbar.
Enger Kontakt - präzise Abstimmung
Die enge Zusammenarbeit der Zahnarztpraxis mit Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern mit einem Dentallabor in der Nähe der Praxis sowie das Ausbildungsniveau in Deutschland sichern die hohe Qualität des Zahnersatzes. Denn Zahnärztin oder Zahnarzt und das zahntechnische Meisterlabor vor Ort sind ein eingespieltes Team. In bestimmten Situationen kann es sogar sinnvoll sein, dass Zahnarzt und Zahntechnikerin gemeinsam in der Zahnarztpraxis Abstimmungen zur Herstellung von Zahnersatz individuell für die Patientin oder den Patienten vornehmen. Dies kann zum Beispiel bei der Herstellung von sehr aufwendigem Zahnersatz der Fall sein oder bei einer besonders anspruchsvollen ästhetischen Gestaltung. Auch die Auswahl eines geeigneten Materials - insbesondere wenn eine Allergie gegen bestimmte Stoffe bekannt ist - kann direkt besprochen werden.
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