(Artikel vom 17.11.2023) Düsseldorf/Hagen, 16. Nov. 2023. Goliath profitiert, David bleibt auf der Strecke. "Das Strompreispaket nutzt vielleicht wenigen stromintensiven Konzernen, der Mittelstand hat nichts davon", kritisiert der Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM) Christian Vietmeyer. Zahlen belegen das Missverhältnis: Geringere Netzentgelte, weiterhin reduzierte Abgaben, Umlagen und Steuern bringen Konzerne nach Berechnungen des WSM 2024 auf einen Strompreis von rund 8,3 Cent pro Kilowattstunde. Für mittelständische Stahl- und Metallverarbeiter werden es rund 16,3 Cent sein.
Ohne Mittelstand keine Energie- und Mobilitätswende
"Viele Unternehmen der WSM-Branche stellen Komponenten für Träger der geforderten Energie- und Mobilitätswende her - wie Windkraftanlagen, E-Motoren, Gleisbau. Und sollen trotz ihrer Relevanz für die Transformation doppelt so viel für den Strom bezahlen wie energieintensive Konzerne. Das ist doch absurd, so lässt sich kein Fortschritt realisieren", moniert Vietmeyer. Seinen Branchen reiße der Geduldsfaden: "Es ist geradezu lächerlich, wenn die Politik versucht, uns ihr absurdes Strompaket positiv zu verkaufen."
Keine Chance auf dem Weltmarkt - Abwanderung vorprogrammiert
International agierende industrielle Mittelständler sind alarmiert: Die beschlossenen Maßnahmen lassen ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter sinken. Bereits jetzt zahlen Stahl und Metall verarbeitende Unternehmen am Standort Deutschland deutlich mehr für Strom: das 2,5-Fache ihrer Wettbewerber aus Frankreich, das 2,4-Fache der aus China und sogar das 3,3-Fache der USA-Konkurrenz. "Das macht sie chancenlos auf dem Weltmarkt. Die weitere Abwanderung ist vorprogrammiert", betont Christian Vietmeyer.
WSM und 13 Industrieverbände kämpfen für bessere Standortbedingungen
Mit der Kampagne "Wir.formen.Fortschritt" kämpfen der WSM und 13 Industrieverbände für 5.000 Industrieunternehmen und 500.000 Mitarbeiter. Gemeinsam wollen sie bei der Politik bessere Standortbedingungen durchsetzen. Und die Bedeutung der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie für die Transformation verdeutlichen.
Die Stahl und Metall verarbeitende Industrie in Deutschland, das sind: rund 5.000 vorwiegend familiengeführte Betriebe, die mit über 500.000 Beschäftigten über 80 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften. Die Unternehmen beschäftigen im Durchschnitt 100 Mitarbeiter und sind mit Abstand die wichtigsten Kunden der Stahlerzeuger.
Die Branche zeichnet sich durch hohe Spezialisierung und Wettbewerbsintensität aus. Die Unternehmen fertigen für die internationalen Märkte der Automobil-, Elektro- und Bauindustrie, den Maschinenbau und den Handel.
Der WSM ist Dachverband für 14 Fachverbände. Zusammen bündeln sie die Interessen einer der größten mittelständischen Branchen in Deutschland und sind Sprachrohr für deren wirtschaftspolitische Vertretung auf Länder-, Bundes- und europäischer Ebene. Sie suchen den Ausgleich mit marktmächtigen Abnehmern und Lieferanten aus Industrie und Handel. Und sie fordern bessere Rahmenbedingungen für Wachstum, Dynamik und Wettbewerb - ob bei Steuern, Abgaben, Recht, Forschung, Umwelt, Energie oder Technik.
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