(Artikel vom 09.04.2024) Das "Rennen" um die Vorherrschaft im Markt der Elektroautos wird immer intensiver. Die großen deutschen Automobilhersteller haben sich in der Vergangenheit eher auf Plug-in-Hybridfahrzeuge als auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge konzentriert. Die Gründe dafür sind die niedrigeren Kosten für kleinere Batterien und die Tatsache, dass sie die Auslastung ihrer Produktionseinheiten für Verbrennungsmotoren aufrechterhalten wollten. Der Markt tendiert allerdings zu voll batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen, was sich auf die Entwicklung und Leistung der klassischen OEMs im Vergleich zu den neuen EV-Giganten entscheidend auswirkt.
Auf China entfällt mehr als die Hälfte der weltweiten Elektroauto-Verkäufe und ein ähnlicher Anteil an den Exporten. Daher ist China für die deutsche Automobilindustrie sowohl Hauptmarkt als auch Hauptkonkurrent. Die lange Erfolgsgeschichte deutscher OEMs bedeutet auch komplexe und starre Strukturen, die den Übergang zu E-Fahrzeugen behindert. In der Zwischenzeit tauchen neue, agile Unternehmen auf dem Markt für Elektroautos auf, die den Verbrauchern günstigere und bessere Alternativen anbieten.
Was kann man aus dem Vormarsch der chinesischen Automobilhersteller lernen?
- Konzentration der begrenzten F&E-Ressourcen auf ausgewählte Projekte - Während sich EV-OEMs nur auf die EV-Technologie konzentrieren und bereits über ein gut etabliertes System und eine Lieferkette verfügen, halten die traditionellen deutschen OEMs an mehreren Antriebstechnologien fest, was den Fokus und die Ressourcen für die EV-Entwicklung begrenzt. Die Herausforderung besteht darin, den Konflikt zwischen der Neuentwicklung von E-Fahrzeugen und der Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der bestehenden Motoren auszugleichen.
- Entwicklung der Batterieproduktion - Die Batterie ist die wichtigste Komponente eines Elektrofahrzeugs. Derzeit sind alle Top-10-Batteriehersteller entweder in China, Japan oder Südkorea angesiedelt. Zahlreiche Investitionen werden in den kommenden Jahren für eine positive Entwicklung der deutschen und europäischen Batterieindustrie sorgen. Eine gute Mischung aus eigenem Technologie-Know-how und dem Aufbau von Fähigkeiten mit einer konstruktiven Zusammenarbeit mit Partnern, die über führende Technologien verfügen, würde die Entwicklung am schnellsten vorantreiben.
- Staatliche Unterstützungen - Der Inflation Reduction Act in den USA zwingt Europa dazu, sein Subventionssystem zu überarbeiten, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen zu stärken. Staatliche Unterstützung ist eine der effektivsten Methoden zur Förderung von Elektrofahrzeugen.
- Unterstützung der Ladeinfrastruktur
Längere Reichweiten können den Absatz von Elektrofahrzeugen ankurbeln, da die immer noch eine der Hauptsorgen von Verbrauchern ist. Leicht zugängliche Ladestation machen das Aufladen so einfach wie das traditionelle Tanken.
Basierend auf diesen vier Erkenntnissen muss sich die deutsche Industrie in mehreren Dimensionen neu erfinden.
- Ramp-up-Management - Die physischen Kapazitäten der Unternehmen wurden im Laufe der Jahre für eine bestimmte Anzahl neuer Produkteinführungen angepasst. Mit dem starken Schub für die Elektrifizierung müssen die Produktionsressourcen an diese neue Realität angepasst werden, was eine hohe Belastung für alle damit verbundenen Organisationseinheiten bedeutet.
- Technologie und technische Fähigkeiten - Die Unternehmen befassen sich jetzt mit Produkten, die für ihre Organisationen völlig neu sind, von der Entwicklung bis zur Produktion. Die gesamte Wertschöpfungskette muss flexibler sein und eine Vielzahl neuer Produkte und Dienstleistungen zu handhaben können.
- Cash-Management - Wandel muss finanziert werden. Um dies zu erreichen, ohne die finanzielle Gesundheit des Unternehmens zu gefährden, sind ein straffes Cash-Management und andere Präventivmaßnahmen erforderlich.
- Talentmanagement und Qualifikation von Mitarbeitern - Unternehmen müssen die richtigen Mitarbeiter mit den richtigen Fähigkeiten rekrutieren und halten. In Anbetracht der alternden Bevölkerung und der begrenzten Studienplätze wird die Herausforderung, die richtigen Leute zu finden, in den kommenden Jahren noch wichtiger werden.
"Um die führende Position auf dem E-Fahrzeugmarkt zurückzuerobern, müssen vier Schlüsselbereiche angegangen werden: Nachfrage, Angebot, Politik und Infrastruktur. Da die deutschen Automobilhersteller jedoch stark vom Export abhängig sind, ist die Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit auf der Angebotsseite noch entscheidender. Dies erfordert Innovation, Kostenkontrolle und technologische Durchbrüche sowohl bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen als auch bei der von Batterien. Es müssen verschiedene strukturelle Veränderungen vorgenommen werden, die ein Überdenken der derzeitigen Unternehmensstrukturen erfordern", kommentiert Richard Hell, Managing Director für die europäische Supply Chain, Operation & Procurement Practice bei Alvarez & Marsal Deutschland.
(Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.)
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