(Artikel vom 17.07.2023) Für die Stadt Nürnberg als reiche Handelsmetropole bestand im Mittelalter die Notwendigkeit, sich ausreichend vor feindlichen Angriffen zu schützen. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts ist Nürnberg von einer Stadtmauer umgeben. Da Nürnberg durch das ausgezeichnete Handwerk und seine günstige Lage als Handelsplatz stark anwuchs, mussten zweimal Erweiterungen des Stadtmauerrings vorgenommen werden.
Auch die Kaiserburg befindet sich nicht nur innerhalb des Rings, sondern auch auf dem höchsten Punkt der Umgebung. Da solch eine Lage von außerordentlich großer strategischer Bedeutung ist, musste dort die Festungsanlage besonders massiv ausgebaut werden.
In Anbetracht der Bedrohungen durch das türkische Heer, welches im 15. Jahrhundert Südosteuropa besetzt hatte und 1529 vor den Toren Wiens stand, sowie des immer schärfer werdenden Konfliktes zwischen Katholiken und Protestanten in Deutschland, bestand die Notwendigkeit, diesen Bereich zu modernisieren und zu verstärken. Ab 1538 entstand so in einer Bauzeit von nur 7 Jahren eine Festung, die jahrzehntelang als die modernste Anlage nördlich der Alpen galt.
Im Sockel der Stadtmauer wurden auf Höhe des Stadtgrabens Geschützstellungen eingerichtet. Diese können über Tunnelsysteme und Wehrgänge im Inneren der Stadtmauer, die sogenannten Kasematten, erreicht werden. Diese 5,20 m hohen Kasemattengänge mit ihren aus riesigen Steinblöcken zusammengefügten Spitzgewölben zeugen auf beeindruckende Weise von der baulichen Höchstleistung, die damals unter Anleitung des italienischen Baumeisters Antonio Fazuni erbracht wurde. Nach Abschluss der Bauarbeiten dieser Festungsanlagen wurde Nürnberg jahrhundertelang nicht mehr ernsthaft angegriffen und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nie gewaltsam erobert.
Die "Nürnberger Unterwelten", getragen vom Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. bieten in diesen Wehr- und Geheimgängen ganzjährig Führungen an. Dabei kann man sich selbst ein Bild von dieser beindruckenden Festungsanlage verschaffen. Auch für Kinder im Grundschulalter gibt es ein spannendes Angebot. In Kooperation mit der Nürnberger Kaiserburg werden in den diesjährigen Sommerferien nach Corona-bedingter Pause zum ersten Mal wieder die beliebten Kinderführungen "Späher & Spione" durchgeführt. Die Kinder (mit ihren Eltern) schleichen sich als Spione in die Gänge, um eventuelle Schwachstellen im Verteidigungssystem der Nürnberger ausfindig zu machen. Vom 29. Juli bis einschließlich 9. September finden die Kinderführungen täglich statt. Die Wehr- und Geheimgänge innerhalb der Festungsanlage können ganzjährig mit den "Nürnberger Unterwelten" besucht werden.
Der Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. (Nürnberger Unterwelten) hat es sich seit seiner Gründung im Jahr 1994 zur Aufgabe gemacht hat, die historischen unterirdischen Anlagen der Stadt Nürnberg zu erforschen und zugänglich zu machen.
Ziel des Vereins ist die Erforschung, die Erweiterung der Kenntnisse, sowie die Erhaltung der historischen unterirdischen Anlagen in Nürnberg. Zu seinen ehrenamtlichen Aufgaben gehört dabei die Erschließung dieser Baudenkmäler für die Öffentlichkeit. Der Verein hat derzeit rund 190 Mitglieder die in verschiedenen Abteilungen aktiv sind.
Etwa 100 Mitglieder sind als ausgebildete Kellerführer tätig und führen durch den Historischen Kunstbunker, die Wehr- und Geheimgänge der Bastionen, die Lochwasserleitung, den Krebsgassen- und Bahnhofsbunker sowie die Lochgefängnisse.
Ergänzend zur Durchführung von öffentlichen Führungen durch die historischen unterirdischen Anlagen, hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht, die Erarbeitung und Pflege von Dokumentationen, die Durchführung von Vorträgen und Ausstellungen, eine denkmalpflegerische Instandsetzung und Instandhaltung von Anlagenteilen sowie schriftliche Publikation von Arbeiten und Plänen über heimatkundliche Forschung. Dies erfolgt auch in enger Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und öffentlichen Einrichtungen. Durch die angebotenen Führungen wird das touristische Angebot der Stadt Nürnberg entsprechend aufgewertet.
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