(Artikel vom 12.03.2024) Laut einer Statista-Umfrage leiden knapp 40 Prozent der Erwachsenen mehrmals im Monat unter Kopfschmerzen. Das Leiden gehört damit zu den am weitesten verbreiteten gesundheitlichen Beschwerden und lässt sich in viele verschiedene Arten unterteilen. Die meisten Betroffenen klagen über Spannungskopfschmerzen, dicht gefolgt von Migräne. Solveig Haw, Ärztin und Gesundheitsexpertin der DKV, erklärt, worin sich die einzelnen Arten unterscheiden, gibt Tipps für Vorbeugung und Behandlung und weiß, wann Betroffene einen Arzt aufsuchen sollten.
Primäre und sekundäre Kopfschmerzen
Kopfschmerzen sind eine Volkskrankheit und lassen sich in zwei Kategorien einteilen. "Primäre Kopfschmerzen sind eine eigenständige Krankheit, während es sich bei sekundären Kopfschmerzen um ein Symptom einer anderen Erkrankung oder Verletzung handelt. So können sekundäre Kopfschmerzen zum Beispiel durch Hirnblutungen nach Stürzen auftreten. Bei plötzlich einsetzenden, vernichtenden Kopfschmerzen sollten Betroffene deshalb umgehend einen Arzt rufen," erläutert Solveig Haw, Ärztin und Gesundheitsexpertin der DKV.
Wie ein zu enger Hut: Spannungskopfschmerzen
Spannungskopfschmerzen gehören zu den häufigsten primären Kopfschmerzen. "Sie betreffen den ganzen Kopf und äußern sich durch einen drückenden, dumpfen Schmerz, der meist allerdings weniger stark ist", so die DKV Expertin. "Begleitsymptome wie beispielsweise Erbrechen sind bei dieser Art von Schmerz eher untypisch." Die Ursachen für Spannungskopfschmerzen können eine Überempfindlichkeit von Schmerzrezeptoren in der Muskulatur des Kopfes oder des Nackens, eine hohe Anspannung in der Nackenmuskulatur, aber auch genetische Faktoren sein. "Entsteht der Schmerz als Folge verspannter Muskeln, helfen Betroffenen oft Wärme, Massagen oder Dehnübungen für den Schulter- und Nackenbereich, um die Schmerzen zu lindern", rät Haw.
Pulsierende Schmerzattacke: Migräne
Auch Migräne ist weit verbreitet. Die Schmerzen breiten sich anfallartig aus und sind heftiger als bei Spannungskopfschmerzen. Betroffene beschreiben sie oft als pulsierend oder stechend und bei Bewegung besonders stark. "Typisch sind auch Übelkeit, Erbrechen sowie eine besonders hohe Licht-, Geruchs- und Geräuschempfindlichkeit", erläutert die Gesundheitsexpertin der DKV. Hinzu kommt bei vielen Patienten im Vorfeld der Attacke eine sogenannte Aura, die für Einschränkungen in der Wahrnehmung sorgen kann. "Während eines Migräneanfalls können der Rückzug an einen dunklen, ruhigen Ort, Pfefferminzöl an den Schläfen oder das Kühlen der Stirn schmerzlindernd wirken", empfiehlt Haw. Bei einer akuten Migräne sind außerdem möglichst frühzeitig eingenommene Schmerzmittel hilfreich. "Patienten sollten mit ihrem Haus- oder Nervenarzt klären, welche Medikamente in welcher Dosis bei einer Attacke am besten sind. Seltene Kopfschmerzformen und komplizierte Verläufe gehören in die Hand des Facharztes oder in eine Migräne-Sprechstunde, die meist an großen Kliniken zu finden ist," rät die Expertin.
Kopfschmerzen als Folge von Zähneknirschen
Ein weiterer Auslöser von Kopfschmerzen kann nächtliches Zähneknirschen sein. Bei der sogenannten Myoarthropathie des Kausystems - auch bezeichnet als Craniomandibuläre Dysfunktion - arbeitet die Kiefer- und Kaumuskulatur von Betroffenen auch während dem Schlaf. Meist äußert sich dies durch ein starkes Zusammenpressen von Ober- und Unterkiefer, eine mahlende Bewegung und einen angespannten Kauapparat. Die Folge: Kopfschmerzen am nächsten Morgen. Sie strahlen meist von der Kaumuskulatur in die Schläfen aus. Weitere Anzeichen für Zähneknirschen sind unter anderem ein schmerzendes Gesicht, eine verspannte Nacken- und Schultermuskulatur, Zahnfleischschwund sowie abgeschliffene Zähne. Um das Zähneknirschen und damit auch die Kopfschmerzen zu behandeln, empfiehlt sich eine Beißschiene, die die Zähne vor weiteren Schäden schützt. Darüber hinaus sollten Betroffene Stress reduzieren. Um Verspannungen zu lösen, können außerdem Übungen wie beispielsweise progressive Muskelentspannung helfen.
Auslöser herausfinden und Diagnose stellen
Um herauszufinden, an welcher Art von Kopfschmerzen Patienten leiden, kann ein sogenanntes Kopfschmerztagebuch helfen. "Hier tragen sie neben Häufigkeit, Dauer, Art, Stärke und möglichen Begleitsymptomen auch weitere Faktoren ein, die mit den Schmerzen in Zusammenhang stehen könnten", erklärt die Gesundheitsexpertin. "Für eine möglichst genaue Diagnose ist es wichtig, täglich Buch zu führen und möglichst viele Informationen und Details zu notieren." Das unterstützt den Arzt nicht nur bei der Diagnose, sondern kann auch dazu beitragen, mögliche Auslöser, sogenannte Trigger, zu identifizieren. Eine Vorlage zum Ausfüllen für ein Kopfschmerztagebuch finden Betroffene beispielsweise auf der Website der DKV zum Downloaden und Ausdrucken.
Behandlung der Schmerzen
Auch wenn die Behandlung je nach Art der Kopfschmerzen und Betroffenheit individuell ganz unterschiedlich ausfallen kann, haben sich bei vielen Patienten Schmerzmittel bewährt, die frei verkäuflich sind. Vor der Einnahme eines bestimmten Präparates empfiehlt Haw, hinsichtlich des richtigen Wirkstoffs sowie möglicher Neben- oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten mit einem Arzt zu sprechen. "Manche Medikamente können bei längerer Einnahme selbst ein Auslöser für Kopfschmerzen sein", warnt die Expertin. "Daher sollten Patienten bei wiederholter oder längerer Einnahme, spätestens ab drei Tagen, ebenfalls Rücksprache mit einem Arzt halten."
Risikofaktoren kennen und Kopfschmerzen vorbeugen
Für viele der über 200 Kopfschmerzarten sind die genauen Ursachen noch unbekannt. "Doch es existieren einige Faktoren, die Schmerzen begünstigen können", so Haw. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Alkohol, Dehydrierung, Wetterwechsel, Koffein, Stress oder Lärm. "Wer seine "Trigger" kennt, kann diese bewusst vermeiden und so die Häufigkeit der Kopfschmerzen reduzieren", erklärt die Gesundheitsexpertin der DKV. Darüber hinaus können auch leichter Ausdauersport, Bewegung an der frischen Luft, zum Beispiel Spaziergänge, oder Entspannungsmethoden dazu beitragen, Kopfschmerzen vorzubeugen.
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