Ode an den Holocaust-Überlebenden Dr. Boris Zabarko - dem starken Botschafter gegen das Vergessen

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Ode an den Holocaust-Überlebenden Dr. Boris Zabarko - dem starken Botschafter gegen das VergessenEin Bericht, Kommentar und die Meinung in lyrischer Art, Form & Weise von Mark Bellinghaus-Raubal (dieser Link führt Sie zu meiner Blog-Seite "B wie Beweis", mit mehr Fotos dieser Ausnahme-Veranstaltung im Rahmen der UKRAINE-TAGE MÜNSTER)

Über den Holocaust-Überlebenden Dr. Boris Zabarko (auch als Borys Sabarko geschrieben).

Diese unglaublich wachen,
lebendigen,
interessierten,
und
so überaus aussagekräftigen
Augen.
Die Augen sind bekanntlich "die Fenster zur Seele eines Menschen".

Und was für ein Mensch Boris Zabarko tatsächlich ist!

Diese Energie,
alterslos, so scheint es,
für einen fast 90-jährigen Mann.
Noch dazu in einer sogenannten "Notkirche" mit mindestens 26 Grad Hitze, an diesem heißen Sommerabend. Er, im adretten Anzug mit Krawatte, wo jeder andere,
halb so alte Mensch komplett schlapp gemacht hätte...!

Dieses unbändige Charisma,
dieses Mannes,
es raubte einem fast den Atem.

Diese edlen Gesichtszüge,
und seine Anmut,
wie ein König,
oder ein Hoher Priester,
so rein und unbescholten,
so klar und weise, zugleich.

Schon lange war ich nicht mehr so gefangen,
von einer mir bis dato unbekannten Persönlichkeit,
die durch uns Deutsche,
unsere Vorfahren,
bereits als kleiner Junge so viel Leid erleben musste,
und der so freundlich lächelte,
edel nicht nur wirkte,
sondern edel ist,
genau so,
wie ein Hollywood Star a la Charlton Heston,
der einst Moses mimte, mit den 10 Geboten,
die ihm Gott persönlich gab.

Ja, Herr Dr. Boris Zabarko erinnerte mich in der Tat an einen "modernen Moses", so handelnd und so voller Würde sprechend, akzentuiert und jedes Wort überlegt, gefühlvoll und mit tiefer Inbrunst betont, und an uns Zuhörer, nicht gesprochen, sondern gezaubert. Herr Dr. Zabarko hat tatsächlich die Magie eines nicht tricksenden, echten Zauberers, der einen mit seinem gesamten Wesen, verzaubert. Und ich bin mir ganz sicher: nicht nur mich allein.
Er fragte zu Beginn seines einmalig interessanten Vortrages, ob denn jemand in dieser Erlöserkirche älter sei als er. Es meldete sich keiner, und dennoch bewies uns allen dieser Holocaust-Überlebende und so immens wichtige Zeitzeuge, dass das Alter in manchen Fällen nur eine Zahl ist. Er wirkte in der Tat jünger als die aller meisten, die seinem Vortrag gebannt lauschten.

Sie spüren es vielleicht schon, ich schämte mich, direkt vor einem jüdischen Ukrainer, einem Überlebenden der schlimmsten und dunkelsten, natürlich auch der grauenhaftesten Zeit der deutschen Geschichte zu sitzen, der mit klaren Worten, ganz einfach und auf russisch, von seinem Leid als Kind erzählte. Das ging so unter die Haut, dass abermals Tränen ganz natürlich flossen, ohne dass ich sie hätte stoppen können. Und ich schämte mich meiner Tränen nicht, denn Herr Zabarko nahm sie wahr. Nahm war, dass da ein Nachfahre eines Täters direkt vor ihm saß, in der aller ersten Reihe der Erlöserkirche, und weinte. Wir knüpften Bande. Von Holocaust-Überlebendem, zum Missbrauchsopfer beider Kirchen.
Er verstand meinen Schmerz, und ich seinen.
Deshalb rührte mich seine Erscheinung bis auf meine Knochen so tief, auf.
Es war für uns beide - Aufarbeitung pur. Denn er sagte, dass ihn diese schlimmen Erlebnisse bis zum heutigen Tage beschäftigen und schmerzen. Natürlich ist das so.
Wer selbst als Kind, so wie ich ebenso, gequält wurde, der weiß was wir durchgemacht haben.
Ob in einem Ghetto, einem KZ, oder einem Alumnat, wo man Dir fast Dein Leben nahm.


Dr. Boris Zabarko hielt uns keine Moralpredigt, und machte uns auch nicht,
in irgendeiner Art und Weise,
V
o
r
w
ü
r
f
e.
Genau deshalb kam seine wichtige Message bei uns um so stärker an. Berührte unsere Seelen, und unsere Herzen gleichzeitig so tief.
Als er sich mehrfach so aufrichtig beim Publikum bedankte,
bei Deutschland, dass er und seine Tochter und Enkelin in Stuttgart Asyl fanden, sofort nach Kriegsbeginn, da liefen mir tatsächlich Tränen aus meinen Augen.
Weil ich mich so schämte.
Schämte, weil unsere Vorfahren sein Land während des Nationalsozialismus' so schlimm zerstörten und so unfassbar viele Juden, ganz besonders in der Ukraine töteten. Er beschrieb in Zahlen wie viele Juden in Polen und der Ukraine vor Hitler lebten, und wie viele es jetzt sind.
Allein aus diesem Grund muss Deutschland, ganz einfach fest and entschlossen der Seite der Ukraine stehen. Auch mit Waffenlieferungen, gerade mit Waffenlieferungen! Das sind wir dem Volk der Ukrainer schuldig. Das verstehen die Russen und sogar Putin persönlich, natürlich ebenso.

Der wundervolle und so wichtige Zeitzeuge Dr. Boris Zabarko dankte dem überwiegend deutschen Publikum in der Münsteraner Erlöserkirche für die Gastfreundschaft, die seine Familie und er selbst erfahren hatten, seit dem Überfall Russlands auf seine Heimat, die Ukraine.
Kam Herr Zabarko doch erst heute noch direkt aus Tel Aviv, Israel, extra für diesen Vortrag eingeflogen. Er war zuletzt im Herbst 2024 in einem mit 500 Zuhörern gefüllten St.-Paulus-Dom zu Münster, als Redner zu Gast.

Und dann kam letzte Nacht der überraschende Angriff Israels auf den Iran, und nichts geht mehr. Kein Flugzeug darf mehr fliegen, und abermals weiß ein Überlebender des grausamsten Krieges der Menschheit nicht, wie es weitergehen soll.
Was man bei diesem Vortrag lernen konnte, es war mehr als dass man das überhaupt in Worte fassen kann.
Ich habe bereits viele Frauen und Männer in meinem Leben treffen können, die Glück hatten, und die das Schicksal vor Hitlers Gaskammer bewahrte, aber die Aura die Herrn Dr. Boris Zabarko umgibt, ist für mich bis jetzt einzigartig.

Gemeinsam mit dem Künstler und Fotografen Luigi Toscano nahm Herr Zabarko diese unter die Haut gehenden Portrait-Fotos auf und gab dadurch den aller letzten Überlebenden des Holocausts, der Shoah, ein Gesicht. Und was für ein immens starkes Gesicht. Auch durch einen wichtigen Dokumentarfilm vom Aktivisten Luigi Toscano. Als erster Fotograf weltweit wurde Luigi Toscano 2021 von der UNESCO zum „Artist for peace“ ernannt. Ebenfalls 2021 wurde er mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Für weit über 2 Stunden quirlten die immer noch, nach über 80 Jahren so lebendigen Erinnerungen aus Herrn Boris Zabarko in der Erlöserkirche aus ihm heraus.

"Gott hat Dich berufen, Boris!" - dachte ich mir insgeheim während seines Vortrages. "Er hat Dich in der Tat zu einem der leuchtenden Botschafter gegen das Vergessen von Euch, den Überlebenden gemacht. Was für eine Segnung das ist!"

Danke, tausend Dank, für Deine Zeit, Deine Erinnerungen,
die Du mit uns teiltest, Boris.
Danke für Dein Buch,
Botschafter gegen das Vergessen.
Ohne Hass, auf die Nachfahren
Deiner
F
e
i
n
d
e.

Bitte
B
i
t
t
e
vergib

U
N
S (Bildquelle: Mark Bellinghaus-Raubal, 2025)

15. Juni 2025 | ID: 25486
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