(Artikel vom 30.10.2023) Das neue Gebäudeenergiegesetz ist verabschiedet und immer mehr Deutsche sehen sich nach Alternativen zu Öl- oder Gasheizungen um. Welche Möglichkeiten Hausbesitzer haben und welche Vor- und Nachteile die Systeme bieten, erklärt Janna Nguyen, Versicherungsexpertin von ERGO. Sabine Brandl, Juristin der ERGO Rechtsschutz Leistungs-GmbH, erklärt außerdem, welche rechtlichen Regelungen Eigentümer beachten müssen und welche finanziellen Förderangebote es gibt.
Gesetzliche Vorgaben
Lange hat es gedauert, aber nun ist es beschlossen: Am 1. Januar 2024 tritt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in Kraft. "Ab dann müssen zunächst neu installierte Heizungsanlagen in Neubauten in Neubaugebieten zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben sein", so Sabine Brandl, Juristin der ERGO Rechtsschutz Leistungs-GmbH. Bestehende Heizsysteme dürfen weiter in Betrieb bleiben und Reparaturen bleiben weiterhin erlaubt. Großstädte müssen bis 30. Juni 2026 und kleine Gemeinden bis 30. Juni 2028 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen und sich entscheiden, ob sie zum Beispiel ein Fernwärmenetz bauen oder ein Gasnetz auf Wasserstoff umstellen wollen. Einen Monat nach Ablauf dieser Fristen sind nur noch neue Heizungen zugelassen, die zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Geht also nach Ablauf dieser Fristen eine Heizung irreparabel kaputt, haben Hauseigentümer die Wahl, ob sie auf das geplante Wärmenetz warten oder eine neue Heizung einbauen lassen, die dieser Vorgabe entspricht. Bei beidem gibt es jahrelange Übergangsfristen, während denen bis 31. Dezember 2044 Heizen noch mit fossilen Energieträgern erlaubt ist. "Ab 1. Januar 2024 steht außerdem die Reform der Bundesförderung für effiziente Gebäude bevor. Möglich ist eine Grundförderung von 30 Prozent, hinzu kommen noch Bonusförderungen für Haushalte mit geringem Einkommen oder schnelle Umrüstung. Insgesamt soll eine Förderung von bis zu 70 Prozent möglich sein", ergänzt Brandl.
Planung und Förderung
Vor dem Umstieg auf eine klimafreundlichere Heizung müssen Hausbesitzer ein paar grundlegende Fragen klären. "Welches Heizsystem am besten zu den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten passt, hängt unter anderem von Zustand, Lage, Dämmung sowie dem persönlichen Energieverbrauch ab", so Janna Nguyen, Versicherungsexpertin von ERGO. "Einen Überblick über Heizkosten und Verbrauch liefert zum Beispiel der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bereitgestellte Heizkostenrechner." Bei der Planung und Umsetzung können zudem professionelle Energieberater oder Fachbetriebe unterstützen. Rechtsexpertin Brandl empfiehlt außerdem, sich vorab über mögliche Fördermittel zu informieren. Neben dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gibt es auch viele regionale Angebote, beispielsweise progres.nrw. Eine Übersicht liefert auch die Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz.
Wärmepumpen als universelle Alternative
2022 waren Wärmepumpen laut Statistischem Bundesamt in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude das primäre Heizsystem. Sie entziehen der Umwelt Wärme und geben diese als Heizenergie ans Gebäude ab. "Dadurch sind sie sehr effektiv und umweltfreundlich", so die Versicherungsexpertin Nguyen. Weitere Vorteile: Geringe Wartungskosten, gut mit anderen Heizsystemen kombinierbar, einfache Installation und sie können im Sommer kühlen. "Da Wärmepumpen Strom für den Betrieb benötigen, steigt jedoch der Verbrauch", so die ERGO Expertin. "Zudem sind die Geräte nicht günstig und aufwendig in der Planung." Wer sich für eine Wärmepumpe entscheidet, kann unter bestimmten Voraussetzungen von einer staatlichen Förderung profitieren.
Die Sonnenstrahlen nutzen
Ebenfalls eine beliebte Alternative ist die Solarthermie. Sogenannte Sonnenkollektoren wandeln Sonnenstrahlen in Wärmeenergie um, die Eigentümer für die Warmwasserbereitung oder zum Heizen nutzen können. Solarthermie-Systeme lassen sich sowohl auf dem Dach als auch an der Hauswand installieren. "Ob eine Baugenehmigung notwendig ist, schreibt die Landesbauordnung des jeweiligen Bundeslandes vor. Für Solarkollektoren, die direkt am Gebäude anliegen, ist das nur selten der Fall", erläutert die ERGO Juristin Brandl. Trotzdem ist der Hauseigentümer dafür verantwortlich, dass die Anlage den baurechtlichen Vorschriften entspricht. "Vor der Installation sollten sich Eigentümer daher zusätzlich über weitere lokal geltende Bebauungspläne und Vorgaben informieren", ergänzt die Rechtsexpertin. Probleme kann es bei denkmalgeschützten Gebäuden geben. Das BAFA fördert den Einbau mit einem Zuschuss zu den Investitionskosten. Außerdem bietet die KfW Im Rahmen der Effizienzhaus-Sanierung einen zinsgünstigen Kredit und einen Tilgungszuschuss. Auch ein Steuerbonus ist unter Umständen möglich. "Wichtig zu wissen: Die verschiedenen Förderangebote sind nicht kombinierbar", so Brandl.
Geht auch ohne Kamin: Heizen mit Holz
Holz ist ein nachwachsender Brennstoff und damit unter gewissen Voraussetzungen ebenfalls nachhaltig. "Um mit Holz zu heizen, eignen sich beispielsweise sogenannte Pelletheizungen, die mit gepressten Stäben aus Sägemehl-Resten betrieben werden", erklärt die Versicherungsexpertin Nguyen. Vorteile des Systems: Es läuft vollautomatisch und hat eine gute CO2-Bilanz. Eine Alternative sind sogenannte Scheitholzkessel. Sie erzeugen Wärmeenergie, indem sie gesägtes oder gehacktes Holz verbrennen. "Das Heizsystem gilt ebenfalls als umweltfreundlich, ist aber gleichzeitig effizienter und günstiger als Pelletheizungen", so die ERGO Expertin. "Durch den hohen Platzbedarf für die Lagerung des Holzes oder der Pellets sind beide Varianten jedoch nicht für jeden geeignet."
Stromerzeugende Heizsysteme
Das besondere an Blockheizkraftwerken und Brennstoffzellen-Heizungen: Sie erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme und benötigen so deutlich weniger Energie als getrennte Systeme. Blockheizkraftwerke bestehen aus einem Stromgenerator, den ein Motor betreibt. "Die entstehende Abwärme können Eigentümer als Heizenergie nutzen", so Nguyen. Anders in der Brennstoffzellen-Heizung: Hier sorgt die chemische Reaktion zwischen Wasser- und Sauerstoff für die Stromerzeugung. "Beide Varianten gelten als besonders effizient und nachhaltig", so die ERGO Expertin. "Für Brennstoffzellen-Heizungen stehen Hausbesitzern zudem viele Förderangebote und Zuschüsse zur Verfügung, beispielsweise von der KfW."
Flexibel und individuell: Hybridheizung
Wer nicht direkt die komplette bestehende Heizungsanlage austauschen möchte, für den kann eine Hybridheizung in Frage kommen. "Sie ermöglicht Hausbesitzern die Kombination verschiedener Systeme und beispielsweise die Ergänzung einer bestehenden Öl- oder Gasheizung mit erneuerbaren Energieträgern", erläutert Nguyen. Die Vorteile der Hybridheizung: Eigentümer können sie individuell an die eigenen Bedürfnisse anpassen und jederzeit flexibel erweitern. "Kosten und Planungsaufwand für den Einbau sind von der Variante abhängig", ergänzt die Versicherungsexpertin.
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ERGO gehört zu Munich Re, einem der weltweit führenden Rückversicherer und Risikoträger.
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