
von
Mark Bellinghaus-Raubal
So kurz vor Weihnachten zu sterben, das passt zu Rosa! Denn er war als Mensch super spontan, und manchmal musste man stundenlang auf ihn warten, so wie ich in Los Angeles, USA. Als ich Rosa von Praunheim vor 20 Jahren in Los Angeles kennenlernte, war der Anlass ganz einfach: Marilyn Monroe.
Rosa kontaktierte mich, wegen meines Riesenerfolges als Blogger, der das Unmögliche schaffte, und eine Wanderausstellung, die natürlich auch für Monate, wenn nicht sogar Jahre in Deutschland Halt gemacht hätte, und Rosa wollte mich deshalb kennenlernen. Wir gingen zu den sogenannten "Marilyn Monroe-Fan-Club-Treffen, die ganz und gar nicht im Sinne des Vollblutkünstlers Rosa von Praunheim verliefen. Recht hatte er, denn auch ich ging nach Rosas Bashing ebenfalls nicht mehr hin. Das danke ich Rosa bis heute. Er konnte durch seine knallharte Ehrlichkeit entweder schockieren oder einen im Sturm überzeugen.
Wir verstanden uns auf Anhieb und wurden echte "Buddies", also kurze Zeit sogar richtig gute Freunde.
Rosa von Praunheim & Nina Hagen - mit beiden war ich befreundet, als ich in Beverly Hills, Kalifornien lebte. Beide wussten immer Bescheid über meine Abstammung.
Ich wusste das bis 2009 nicht.
Unglaublich, aber durch DNA-Beweise, leider tatsächlich wahr.
Als mir Rosa von Praunheim vor ca. 20 Jahren eine Rolle in seinem Film über eine Gruppe von Leuten, die Pornostar Jeff Stryker aufessen sollten, anbot, sagte ich dankend ab.
Rosa meldete sich danach nicht mehr bei mir.
Schade.
Nun ist er tot.
Link zu meinem YouTube-Short Gedenkvideo für Rosa
Aber meine Erinnerung an unsere kurze Freundschaft, strahlt nun um so heller. Ich fuhr damals Rosa zur Grabstätte von Film-Ikone Marilyn Monroe. Er war sehr beeindruckt und sagte, dass er niemals eine "Trauer-Beerdigung" für sich selbst wünsche. Dass es bunt und laut sein muss. Und keine blöden Trauerreden. Er hasste Trauer.
????️????Aktivist Mark Bellinghaus-Raubal fordert von der Bundesregierung jetzt endlich Flagge zu zeigen (wegen der bedrohlichen Lage von vielen offen-lebenden-LGBTIQ*-Community-Mitgliedern) und dafür zu sorgen, dass die LGBTIQ*-Ikone mit höchsten Ehren zu Grabe getragen werden wird.
Ganz Berlin sollte an diesem Tag eigentlich im Ausnahmezustand sein.
Denn was Rosa von Praunheim in seinem Leben für eine Minderheit unserer Gesellschaft getan, und wichtiger noch: geschafft hat, ist wirklich beispiellos.
Es sollte, nein, es muss einen Umzug mit Rosas Leichenwagen durch ganz Berlin geben!
Es sollte eine Art LGBTIQ+-Parade durch ganz Berlin geben, mit Rosas Leiche, in einem Leichenwagen, ähnlich dem Begräbnis für Prinzessin Diana 1997 in London.
Solch eine Parade hätte gleichzeitig ebenso eine Wirkung gegen die zunehmenden Hate-Crimes, denen sich LGBTIQ*-Community-Mitglieder in den letzten Jahren verstärkt ausgesetzt sehen und finden! In Münster/Westfalen, wurde sogar während der CSD-Parade der trans Mann Malte C. von einem jungen Mann totgeschlagen.
Die Berliner werden am Wegrand stehen und applaudieren. Zum letzten Mal für Rosas Lebenswerk, Manche werden sogar spontan weinen und letzte Fotos mit ihren Handys aufnehmen, wenn Rosa durch Berlin zu seiner letzten Ruhestätte fährt. Es sollte laute Musik dazu erschallen. Nina Hagen, Techno-Bass und Beat, Rex Gildo und Hildegard Knef, denn Rosa hasste Trauer. Es soll ein Umzug sein, der im Gedächtnis bleibt. Bunt. Schrill. Laut. Je lauter, desto besser.
Denn genau das brauchen wir in einer Zeit, wo die Rechte für LGBTIQ*-Community-Mitglieder zurückgeschnitten werden, wie ein Buchsbaum auf einem Friedhof!
Lasst uns alle gemeinsam Rosa von Praunheims Lebenswerk zelebrieren.
Mit Lachen und Weinen - zugleich.
Er hätte sich das gewünscht.
Rosa von Praunheim wäre froh.
Denn er liebte die Aufmerksamkeit.
Welcher Künstler hasst sie denn schon, meine Brüder und Schwestern.
Die Aufmerksamkeit.
Rosa hat so viel getan für die LGBTIQ* Community, dass wir alle, WIR ALLE Rosa von Praunheim zu Dank verpflichtet sind!
Dieser Umzug, diese kunterbunte PARADE des Au Revoirs, des letzten Goodbyes für einen Meilenstein in unserer Community, aber auch in unserer Gesellschaft soll und wird an Rosas beispielloses Schaffen und Erfolg erinnern.
Sie sollte, wenn Hape Kerkeling dafür bereit wäre, von Hape persönlich angeführt werden, denn Rosa hat Hape in Wirklichkeit mit seinem medienwirksamen OUTING nur geholfen.
Es wäre ein Zeichen der Versöhnung zuletzt.
Am Ende eines 83-jährigen Lebens, das alles, wirklich alles gesehen hat.
Rosas Leben war erfüllt wie nur ganz wenige es sein könnten, niemals werden.
Roas Weg ist zu Ende und dafür müssen wir ihn jetzt FEIERN.
Dumme, langweilige und vor allem verlogene Trauerreden, das ist nichts für die Beerdigung einer Schwulen-Ikone die Rosa von Praunheim selbst immer war, ist und bleiben wird!
Wir alle werden uns in Berlin, ob Regen oder Schnee zum allerletzten Mal verbeugen. Wir werden saufen, rauchen, und gegenseitig um die Arme fallen, miteinander heulen und einem ganz ganz ganz besonderen Menschen gedenken, der von uns ging und der sein Werk vollbracht hat. So wie unser Heiland einst, als es hieß: ES IST VOLLBRACHT.
Für Rosa, Dein Tod hat mich komplett und absolut in Schock versetzt.
Es tut mir so leid, dass die hellste Kerze auf der LGBTIQ-Torte nun für immer verloschen ist.
Du wirst nie nie niemals vergessen werden.
Du wirst unsterblich sein.
Allein durch Deinen Aktivismus.
Danke dass Du mir die Augen geöffnet hattest, über die schwachsinnigen Marilyn Monroe-Fan-Club Clowns in Los Angeles.
Wir werden uns wiedersehen, bestimmt.
Mein herzliches Beileid an Deine Sonne Deines Lebens, Oliver.
Dein Los Angeles-Freund Mark Bellinghaus-Raubal
Weiteres Short von Mark Bellinghaus-Raubal, bezüglich Rosa von Praunheim
Rosa von Praunheim (bürgerlich Holger Bernhard Bruno Mischwitzky; * 25. November 1942 in Riga als Holger Radtke; † 17. Dezember 2025 in Berlin) war ein deutscher Film- und Theaterregisseur, Produzent, Autor, Professor für Regie sowie Aktivist der LGBTQ-Bewegung in Deutschland. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des Neuen Deutschen Films und wird auch den Autoren- und Avantgardefilmern zugerechnet.
(Bildquelle: Kunstfotocollage von Mark Bellinghaus-Raubal, 2025)
22. Dezember 2025 | ID: 29762 | Artikel löschen
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