(Artikel vom 11.11.2024) Glatteis und Nässe steigern im Winter schnell die Rutschgefahr für Autofahrer. Auch die Sicht ist durch Schnee, Nebel und Dunkelheit häufig beeinträchtigt. Wer in der kalten und dunklen Jahreszeit mit dem Pkw unterwegs ist, sollte besonders vorsichtig fahren. Peter Schnitzler, Kfz-Experte von ERGO, weiß, worauf zu achten ist, um auch im Winter sicher an das gewünschte Ziel zu kommen. Sabine Brandl, Juristin der ERGO Rechtsschutz Leistungs-GmbH, klärt außerdem auf, ob es Pflicht ist, die Scheiben freizukratzen.
Das Auto auf die kalten Temperaturen vorbereiten
Wenn sich das Jahr dem Ende neigt und die Temperaturen sinken, heißt es wieder: Reifen wechseln. Spätestens bei Glatteis und Schnee ist die Fahrt mit Winterreifen Pflicht. Darüber hinaus gibt es weitere Vorkehrungen, die Autofahrer treffen sollten, um auf den Wintereinbruch vorbereitet zu sein. "Dazu gehört zum Beispiel das Überprüfen von Beleuchtung, Batterie und Scheibenwischer", rät Peter Schnitzler, Kfz-Experte von ERGO. "Das Frostschutzmittel gilt es aufzufüllen sowie Eiskratzer und Handfeger in den Wagen zu legen. Am besten eignet sich ein Modell aus Kunststoff mit einer rauen und einer glatten Kante, um die Eisschicht auf den Scheiben optimal zu entfernen." Schnitzler empfiehlt außerdem, nur mit mäßigem Druck die Scheiben zu kratzen - das vermeidet Beschädigungen.
Fahrverhalten anpassen
Die richtige Vorbereitung allein reicht nicht aus, um im Winter sicher unterwegs zu sein. Entscheidend ist vor allem, das Fahrverhalten an die winterlichen Straßenverhältnisse anzupassen. Nicht nur Eis und Schnee auf den Straßen, sondern auch der Wechsel zwischen glattem, rutschigem und trockenem Asphalt macht das Autofahren im Winter gefährlich. "Um bei diesen Straßenverhältnissen Rutschen zu vermeiden, heißt es daher, die Geschwindigkeit anzupassen, vorausschauend zu fahren, genügend Abstand zu anderen Fahrzeugen zu halten und mehr Zeit für die Fahrt einzuplanen", so der Kfz-Experte. "Für einen besseren Halt auf der Straße sorgt zudem das Fahren in einem möglichst hohen Gang mit einer niedrigen Drehzahl." Ruckartige und hektische Lenkbewegungen sollten Autofahrer unbedingt vermeiden und tagsüber das Tagfahr- oder Abblendlicht einschalten. "Wer ein besseres Gefühl für die herrschenden Bedingungen bekommen möchte, kann auf einer freien Strecke eine kurze Bremsprobe durchführen", ergänzt Schnitzler.
Eiskratzen - Pflicht oder Kür?
Ist das Auto komplett unter einer weißen Schneedecke begraben, kann das Freiräumen schnell mühsam sein und viel Zeit kosten. Vor allem auf dem Weg zur Arbeit scheint es da verlockend, nur mit einem kleinen Sichtfenster loszufahren. "Das kann jedoch schnell nach hinten losgehen", warnt Sabine Brandl, Juristin der ERGO Rechtsschutz Leistungs-GmbH. "Denn laut § 23 der Straßenverkehrsordnung sind Autofahrer dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass ihre Sicht nicht beeinträchtigt ist. Die Scheiben und auch die Rückspiegel sollten also von Schnee und Eis befreit werden. Ebenso müssen die Kennzeichen sowie nach § 17 StVO Scheinwerfer, Rücklichter und Blinker frei sein. Der nachfolgende Verkehr darf nicht durch Schneelawinen oder Eisstücke etwa vom Autodach gefährdet werden. Natürlich können diese auch beim Bremsen auf die eigene Frontscheibe rutschen. Schnee auf der Motorhaube kann schnell die eigene Sicht beeinträchtigen, Schnee auf dem Kofferraumdeckel dem nächsten Auto auf die Windschutzscheibe geraten. Es empfiehlt sich also, das ganze Auto von Schnee und Eis zu befreien." Wer dies unterlässt, riskiert unter anderem ein Bußgeld und muss mit einer Teilschuld im Falle eines Unfalls rechnen.
Besonders gefährlich: Blitzeis
Im Winter sorgt vor allem plötzlich auftretendes Blitzeis für spiegelglatte Straßen und Unfälle. Autofahrer, die ins Rutschen geraten, können sich meist nicht auf technische Hilfsmittel wie das Antiblockiersystem (ABS) oder das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) verlassen. Der Kfz-Experte von ERGO empfiehlt daher, auf die Warnhinweise für Blitzeis wie leise Abrollgeräusche der Reifen, ein unnatürliches Lenkverhalten oder durchdrehende Reifen zu achten und das Fahrverhalten entsprechend anzupassen. Das heißt, den Verkehr aufmerksam zu beobachten, vorausschauend zu fahren und einen bis zu dreimal größeren Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern einzuhalten. Dies gilt besonders auf Brücken, Kuppen, wenig befahrenen Straßen und in Waldgebieten. "Wer bei Glatteis und Schnee auf das Autofahren verzichten kann, sollte den Wagen am besten stehen lassen - das ist am sichersten", so Schnitzler.
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